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Berlin

Polenmarkt Hohenwutzen: Lohnt sich der Ausflug für Berliner?


Von Berlin nach Hohenwutzen
Shopping auf dem Polenmarkt: Kippen, Kitsch und Krimskrams


Aktualisiert am 31.10.2025Lesedauer: 4 Min.
Stand am Polenmarkt HohenwutzenVergrößern des Bildes
Stand auf dem Polenmarkt Hohenwutzen: Hier können die Berliner am "Ku'damm" einkaufen. (Quelle: Kriss Rudolph/t-online)
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Der Polenmarkt in Hohenwutzen liegt eine gute Stunde von Berlin entfernt. Mehrmals am Tag verkehrt ein Shuttlebus. Was wollen die Besucher dort?

Dreimal am Tag fährt ein Shuttlebus von Berlin aus über die Grenze ins polnische Hohenwutzen und wieder zurück. Rund 30 Berliner, junge und ältere, dösen an diesem Donnerstagmittag in den Bussitzen. Ihr Ziel: der "Polenmarkt" – der sich diesen Namen übrigens selbst gegeben hat.

Laut Eigenbeschreibung ist der Polenmarkt Hohenwutzen "der größte Einkaufs- und Erlebnismarkt" an der deutsch-polnischen Grenze. Streng genommen liegt er eigentlich in Niederwutzen (Osinów Dolny). Der Übergang wird seit Anfang Juli von Polens Grenzschutz kontrolliert, als Reaktion auf deutsche Kontrollen, die schon seit Herbst 2023 laufen.

Stau gibt es deswegen nicht an diesem Donnerstag: Die Beamten kommen in den Bus, lassen sich die Papiere der Fahrgäste zeigen. Nach fünf Minuten sind sie wieder verschwunden.

Nur wenige Kunden auf dem Polenmarkt

Auf dem Polenmarkt angekommen, fällt auf: Viel Kundschaft ist nicht da. Auf dem Parkplatz stehen nur einige wenige Autos aus Berlin, Potsdam, aus der Prignitz und dem Landkreis Oberhavel.

Die Gassen und kleinen Straßen auf dem Markt tragen Namen wie Schopenhauer Allee, Adam- oder Heinzstraße – und es gibt sogar einen "Ku'damm". Rattengift wird in großen Lettern auf mehreren Bannern angepriesen. Es gibt Feuerwerk zu kaufen, mitten im Sommer. Und an etlichen Marktständen liegen zwischen Shirts und Schokoriegeln auch Aspirin-Packungen und andere Schmerzmittel.

Alle Verkäufer auf dem Polenmarkt sprechen Deutsch, zahlen kann man mit Euro, oft auch Kleinigkeiten mit Karte. Es gibt einen Netto-Supermarkt, neuerdings auch einen Baumarkt. Im "Salon Gabi" kann man sich die Haare schneiden lassen, für zwölf Euro, ohne Wartezeit.

Insgesamt gibt es über 700 Geschäfte und Marktstände mit Obst und Gemüse, Käse und Fleisch, vor allem aber: Textilien. Fast überall gibt es T-Shirts für Fans der Band Böhse Onkelz, sogar Shirts von einer Neonazi-Band sind zu finden. Aber auch Spaß-Shirts mit Aufschriften wie "Danke Mama und Papa, dass ich kein Wessi bin" hängen überall.

Polenmarkt-Besucher: "Lohnt sich nicht mehr richtig"

Die knapp einstündige Busfahrt zum Polenmarkt kostet fünf Euro. Aber kann man dort richtig sparen? "So weit weg von den deutschen Preisen ist das hier nicht mehr", sagt Antje aus Berlin, die mit Tochter Svea den Shuttlebus genommen hat. "Lohnt sich nicht mehr richtig, bei Klamotten schon gar nicht. Auch was die Qualität angeht."

"Früher wurde man von den Massen durch die Gänge geschoben, vor allem am Wochenende", erinnert sich Antje. Heute werde man häufiger von Verkäufern angesprochen, die Geschäfte machen wollen. Das gefalle ihr nicht.

Eine Stange Zigaretten hat sie gekauft, dann essen die beiden noch was. "Da muss man aufpassen: 5,80 Euro für ein Schnitzel ist schön und gut. Aber alle Beilagen kosten extra", sagt Antje. Für ihren Kaffee zahlt sie 3,50 Euro. "Den kriege ich in Berlin günstiger."

Eine junge Berliner Studentin ist mit einer Freundin aus Österreich gekommen. Es sind Semesterferien. Die beiden wollten einfach mal gucken. Ihr Eindruck insgesamt: "Viel Kitsch und Ramsch".

Auf der Polenmarkt-Homepage kann man sich ausrechnen lassen, was man als Raucher spart, wenn man Zigaretten im Nachbarland kauft: 100 Euro pro Kopf. Jede volljährige Person darf 800 Zigaretten zollfrei mitnehmen. Das wissen auch die beiden Rentner aus Brandenburg, die hier auf dem Polenmarkt sind. Aus Luckenwalde und Eberswalde kommen sie alle paar Wochen nach Hohenwutzen und decken ihren Monatsbedarf an Nikotin.

Einer der beiden erzählt, er habe hier früher auch getankt, aber das mache er seit zwölf Jahren nicht mehr. "Damals hatte ich Pech mit meinem Audi. Der ist mir an der Kreuzung verreckt. Motorschaden, vorbei! Mein Monteur meint, es lag am gepanschten Benzin."

Tanken in Polen: Preisdifferenz kann sich lohnen

An der Tankstelle tankt ein Rentnerehepaar aus dem Norden Berlins erst sein Auto voll und dann noch zwei Reservekanister. "Wir kommen schon jahrelang hierher", sagt der Mann. "Wenn die Preisdifferenz pro Liter 20 Cent oder mehr beträgt, lohnt es sich."

Der Liter Superbenzin kostet in Hohenwutzen an diesem Tag 1,35 Euro, seine Rechnung geht also auf. Manchmal lassen die beiden noch ihr Auto waschen und von innen reinigen – auch das sei hier günstiger. Seine Frau sagt: "Die Preise bei Lebensmitteln haben sich seit der Pandemie sehr angeglichen. Der Käse von hier schmeckt besser, ist aber nicht preiswerter als in Deutschland, Fleisch und Eier auch nicht mehr."

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Bleiben die Kunden wegen der Grenzkontrollen weg?

Ist das der Grund dafür, dass auf dem Polenmarkt so wenig los ist? Schuld seien die Grenzkontrollen, mutmaßt ein Verkäufer, der in seinem Laden Luftgewehre und andere Waffen anbietet. "Früher standen die Leute hier bei der Rückfahrt erst mal zwei Stunden im Stau. Jetzt bleiben viele weg", sagt er.

Um 17 Uhr schließt der Markt, viele Stände schließen aber schon früher. Die Shuttle-Rückfahrt beginnt mit 50 Minuten Verspätung. Beim Warten rauchen fast alle, probieren ihre neu erworbenen polnischen Zigaretten. Großeinkäufe hat niemand gemacht, ein junges Paar hat Spielzeug für sein Kind besorgt. Im Bauch des Busses werden nur zwei kleine Einkaufstrolleys verstaut.

Für die Grenzkontrolle auf der Rückfahrt muss der Bus auf einen Parkplatz fahren. Die Beamten, deutsche diesmal, schauen sich die Pässe an und wollen wissen, was man gekauft hat. Ohne großes Interesse schauen sie in ein paar Taschen. "Ist doch reine Schikane!", raunen einige Fahrgäste, als die Polizisten den Bus wieder verlassen haben.

Verwendete Quellen
  • eigene Recherche
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