Weniger Geld, mehr Programm Festival umstrukturiert: Das hat die Pop-Kultur 2025 zu bieten

Von Prenzlauer Berg bis zum Wedding: Das Pop-Kultur Festival in Berlin findet dieses Jahr zum elften Mal statt. Es gibt einige Neuerungen.
Im vergangenen Jahr feierte das Pop-Kultur Festival in Berlin sein zehnjähriges Jubiläum. Für die elfte Auflage haben die Verantwortlichen ebenfalls ein vielfältiges Programm entwickelt, mit einigen Änderungen. Festivalleiterin Marie von der Heydt stellt fest: "Pop-Kultur ist jedes Jahr ein Neuanfang."
Von der Heydt, die gleichzeitig die Geschäftsführerin des Musicboards Berlin ist, bezieht sich damit auf die strukturelle Wandlung der diesjährigen Veranstaltung. Das Festival findet nicht mehr nur an drei, sondern an gleich sechs Tagen statt. Das sorge für mehr Entspannung und weniger Überschneidungen im Programm, so von der Heydt.
Weniger finanzielle Mittel und höhere Produktionskosten
An Musik und Popkultur interessierte Menschen können dieses Jahr vom 25. August bis zum 30. August Konzerte und Talkformate an verschiedenen Orten in Berlin besuchen. Diese finden etwa im "silent green Kulturquartier" im Wedding, in der "Kulturbrauerei" in Prenzlauer Berg oder im "Festsaal" in Kreuzberg statt.
- Pop-Kultur Festival 2025: Diese kleinen Acts lohnen sich
Zwischenzeitlich habe es für das Festival, welches Förderungen vom Land, Bund und der EU erhält, nicht gut ausgesehen: Wegen der Haushaltskürzungen habe der Senat im vergangenen November zunächst rund 80 Prozent weniger finanzielle Mittel für die Pop-Kultur eingeplant. Nach Protesten der Verantwortlichen seien es letztendlich nur zehn Prozent weniger geworden, so von der Heydt. Doch auch diese machten sich laut Festivalleiterin bemerkbar, vornehmlich wegen gleichzeitig gestiegener Produktionskosten.
Aufgrund dieser Unsicherheiten seien die Künstler und Talkformate nur in der Hälfte der normalerweise für die Gestaltung des Programms anberaumten Zeit geplant worden.
Trotzdem konnte das Festival einige größere Acts der alternativen Musikszene buchen. So stehen unter anderem die deutsche Post-Punk- und Noiserockband Die Nerven, die dänischen Indierocker Efterklang, die aus London stammende Psychedelic-/Cumbia-Formation Los Bitchos, der Moabiter Rapper Apsilon und das Elektronik-Pop-Duo Ätna aus Dresden auf der Bühne.
Der Fokus liegt auf jungen Berliner Acts: So spielt etwa die durchstartende Künstlerin Ceren ein Konzert. Die Musikerin verbindet Hip-Hop-Beats mit sanftem R&B und traditionellem türkischem Gesang. Sie tritt in der "Çaystube" in der "Kulturbrauerei" auf – ein Ort, der laut Veranstaltern einen offenen und kostenfreien "safer space" für queeres, postmigrantisches und dekoloniales Miteinander bieten soll.
Künstler erarbeiten eigene Projekte für das Festival
Es gehe auch insgesamt darum, kleineren Acts eine Bühne zu bieten, sagt von der Heydt. Das zeigt sich auch beim Programm "Pop-Kultur Nachwuchs". Talente sollen sich durch Zusammenarbeit mit dem Musicboard Berlin während des Festivals ein Netzwerk aufbauen und praktisches Know-how für eine nachhaltige Karriere in der Musik sammeln. Ausgewählte Künstler treten auch auf den Bühnen des Festivals auf.
Weitere Besonderheiten sind etwa die "Comissioned Works" (zu Deutsch: "Auftragsarbeiten"), bei denen Acts eigens für das Festival entwickelte Projekte präsentieren – laut Veranstalter kleine Weltpremieren, die nur bei der Pop-Kultur zu sehen sein werden.
Im Rahmen des Projekts "Sonic Crossings", das in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut entstanden ist, lädt das Festival zudem vier Musiker aus Armenien, Aserbaidschan und Georgien ein. Sie verbringen elf Tage in Berlin. Hier sollen sie sich vernetzen, auf dem Festival spielen, an Listening-Sessions teilnehmen und bei Diskursformaten auftreten. Mit dabei ist etwa eine vierköpfige Alternative-Rockband namens Tape Visitors aus Tiflis.
Die ersten beiden Festivaltage am 25. und 26. August werden fast ausschließlich von Talkformaten bestimmt. Dort sollen Interessierte über Zukunftsthemen in der Musik und in der Popkultur ins Gespräch kommen. Es geht um "Social Media & Popkultur", "Musik zwischen Kulturauftrag und Marktdruck" oder "Schockstarre. Wo ist die Protestkultur?" Als Gäste für die Talkformate hat die Pop-Kultur unter anderem die Rapperin Ebow, die Singer-Songwriterin Kat Frankie und den Komponisten Ralph Heidel eingeladen.
Zuständig für die Zusammenstellung dieses Programms ist unter anderem Christian Morin. "Mehr Talkformate sind immer ein Wagnis", sagt er in dem Wissen, dass Konzerte generell mehr Menschen anziehen. Aber die Pop-Kultur sei seit jeher ein "experimentelles Gewächshaus". Das ausgelagerte Talkformat der diesjährigen Pop-Kultur sorge für eine gewisse Entzerrung im Programm – und auch dafür, dass sich das Festival in weitere Teile der Stadt verlagert.
- Pressekonferenz zum Pop-Kultur Festival 2025 im silent green Kulturquartier in Berlin
- pop-kultur.berlin: Informationen und Programmübersicht zum Festival

