Streit um Wölfe Fake News verbreitet? Senat wehrt sich gegen Vorwürfe

Hat der Senat Falschinformationen zur Wolfspopulation verbreitet? Das behauptet der Nabu Berlin – nun reagiert die Verwaltung auf die Vorwürfe.
Am vergangenen Freitag hat der Naturschutzbund dem Berliner Senat die Verbreitung von Fake News zur Wolfspopulation vorgeworfen. Demnach soll er versuchen, mit falschen Behauptungen den Abschuss von Wölfen zu rechtfertigen. Darauf reagierte die Senatsumweltverwaltung – und wies die Vorwürfe zurück.
Hintergrund des Streits ist eine Antwort der Senatsverwaltung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten June Tomiak. Darin behaupte die Behörde, das Wolfsmonitoring 2023/2024 lasse "die Feststellung des günstigen Erhaltungszustands des Wolfs sowohl in der atlantischen als auch in der kontinentalen biogeografischen Region zu". Ein günstiger Erhaltungszustand bedeutet, dass die Wolfspopulation nach EU-Naturschutzrecht für den Fortbestand ausreichend groß und nicht vom Aussterben bedroht ist.
Altenkamp: "Das ist schlicht falsch"
Rainer Altenkamp, Vorsitzender des Nabu Berlin, widerspricht dieser Darstellung entschieden. "Das ist schlicht falsch", teilte Altenkamp in einer Mitteilung des Nabu mit. Das deutschlandweite Wolfsmonitoring zeige, dass nach wie vor der größte Teil Deutschlands nur wenige oder gar keine Wolfsvorkommen aufweise.
Laut Nabu beherbergt die Hälfte aller Bundesländer weniger als zehn Wolfsterritorien. Selbst Bayern als flächenmäßig größtes Bundesland zähle derzeit nur sieben Wolfsrudel. Nach Einschätzung aller Experten sei Deutschland noch weit von einem günstigen Erhaltungszustand des Wolfs entfernt.
Senat hält an Einschätzung fest
Das sieht die Behörde weiterhin anders. Ein Sprecher teilte t-online mit, dass "Bestandszunahmen, Entwicklungstendenzen und Wanderverhalten der Wölfe günstige Erhaltungszustände" aufzeigten. Dennoch gebe es bei der Diskussion um die Wolfsbestände in Deutschland "seit Längerem vielfältige unterschiedliche Interessen und Meinungen".
Besonders kritisch sieht der Nabu, dass Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) Anfang Juli einen Brief mehrerer CDU-Landesumweltminister an die Bundesregierung unterzeichnet hat. Darin wurde gefordert, den günstigen Erhaltungszustand des Wolfs in Deutschland festzustellen – eine Voraussetzung für die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht und damit für legale Abschüsse.
Senat: Immer wieder "Einzelbeobachtungen von Wölfen"
Das sei jedoch ein Widerspruch, denn in Berlin gibt es laut Nabu kein einziges Wolfsrudel. Als Reaktion dazu wies die Senatsumweltverwaltung darauf hin, dass "auch in Berlin hin und wieder Einzelbeobachtungen von Wölfen" gemacht würden.
Der Nabu fordert die Senatorin dazu auf, sich statt für die Bejagung für einen besseren Schutz der Wölfe einzusetzen. Besonders der Schutz vor illegaler Verfolgung müsse verbessert werden. Nur so könne der günstige Erhaltungszustand in absehbarer Zeit erreicht werden.
- Antwort der Senatsumweltverwaltung (per Mail eingegangen)
- berlin.nabu.de: Senat verbreitet Fake News zum Thema Wolf