Polizeieinsatz in der Rigaer Straße 94 "Ich falle nicht aus allen Wolken"

Am Mittwochmorgen stellt die Berliner Polizei die Personalien von Bewohnern der "Rigaer 94" fest. Was sagen die Anwohner dazu?
Der junge Mann mit den Piercings im Gesicht sitzt am Mittwochvormittag vor dem Backshop an der Ecke der Rigaer/Liebigstraße. In unmittelbarer Nähe läuft der große Polizeieinsatz, bei dem Einsatzkräfte seit dem frühen Morgen die Personalien der Bewohner der Rigaer Straße 94 feststellen. Fragen der Presse möchte er ganz offensichtlich nicht beantworten, das macht er verbal sehr deutlich. Aber es gibt an diesem Tag auch Menschen, die sich zum teilweise besetzten Haus äußern, das als eine der letzten Hochburgen der linksextremen Szene gilt.
Zwei Frauen, beide Lehrerinnen an einer Schule in der Nähe, sind zu Fuß auf der Liebigstraße unterweg. Eine sagt: "So einen großen Einsatz haben wir hier bisher noch nicht gesehen." Und die andere ergänzt: "Allerdings sind Polizeieinsätze hier im Kiez nichts Besonderes", und zieht an ihrer Zigarette.
Zwei weitere Passanten, ein Mann und eine Frau im mittleren Alter, bleiben in Anbetracht der großen Polizeipräsenz gelassen. Der Polizeieinsatz in der "Rigaer 94" störe sie nicht, sagt die Frau. "Man kennt's." Ihr Begleiter guckt währenddessen, wie er am besten an den Absperrgittern vorbei auf die andere Straßenseite kommt.
"Eine konkrete Lösung habe ich aber nicht"
Die meisten Menschen, die am Mittwochmorgen die Kreuzung passieren, reagieren fast gleichgültig. So auch ein junger Mann in kurzen Hosen und T-Shirt. Zwar nehme er wahr, dass die Zahl der eingesetzten Beamten vergleichsweise hoch ist, sagt er. "Aber ich falle nicht aus allen Wolken."
Einzig ein Fahrradfahrer, der kurz anhält und sein Fahrrad an eine Hauswand lehnt, macht sich Gedanken über die politische Dimension der bekannten Adresse im Berliner Bezirk Friedrichshain. Einerseits habe er Verständnis für den Polizeieinsatz. "Andererseits ist die Rigaer Straße ein sozialer Ort und eine Anlaufstelle". Er dreht sich eine Zigarette und sagt dann: "Eine konkrete Lösung habe ich aber nicht."
- Reporter vor Ort
- Eigene Berichterstattung
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa