Brandanschlag auf Strommast Nach tagelangem Stromausfall: Polizei sucht weiter nach Tätern

Nach dem Brandanschlag auf zwei Strommasten in Berlin läuft die Stromversorgung wieder. Doch wie stehen die Chancen, die Täter zu fassen?
Nach dem extremistischen Anschlag auf zwei Strommasten im Berliner Südosten sind die Hintergründe weiter unklar. Die Berliner Staatsanwaltschaft teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass die Ermittlungen andauern. Die Polizei suche nach Zeugen, ein Hinweisportal im Internet existiere bisher aber nicht.
Der Brandanschlag hatte in der Nacht zu Dienstag in Berlin zum längsten Stromausfall der Nachkriegszeit geführt. Zunächst waren rund 50.000 Kunden der landeseigenen Stromnetz GmbH betroffen. Seit dem späten Donnerstagnachmittag werden sie wieder versorgt.
Bekennerschreiben auf linksradikaler Plattform
Auf der linksradikalen Internetplattform Indymedia wurde ein Bekennerschreiben veröffentlicht, das die Polizei als vermutlich authentisch bewertet. Laut dem Text galt der Anschlag den Technologiefirmen und Forschungseinrichtungen am Standort Adlershof. Dort wird in den Bereichen IT, Robotik, Bio- und Nanotechnologie, Raumfahrt sowie Sicherheits- und Rüstungsindustrie geforscht.
Zur Frage nach möglichem Insiderwissen der Täter machte der Sprecher der Staatsanwaltschaft keine Angaben. Auch eine Prognose zu den Chancen, die Täter zu fassen, lehnte er ab. Zur Aussage der Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD), die am Dienstag mit der Ankündigung "Wir kriegen euch!" an die Täter appellierte, sagte er: "Ich weiß auch nicht, wie Frau Spranger zu dieser Einschätzung kommt."
Leitungen wieder in Betrieb: Erste Nacht störungsfrei
Die Reparaturarbeiten der beschädigten Stromleitungen werden mehrere Monate weitergehen. Henrik Beuster, Sprecher der Stromnetz GmbH, erklärte der Deutschen Presse-Agentur, dass die Arbeiten nach ersten Schätzungen bis ins Jahr 2026 dauern könnten. Derzeit nutzt der Betreiber eine Zwischenlösung. Beuster erklärt: "Wir arbeiten jetzt Schritt für Schritt daran, wie wir die beschädigten Leitungen wieder in Betrieb nehmen können. Wir haben den Vorteil, dass die beiden Masten, die durch den Brand beschädigt wurden, als stabil und weiter nutzbar eingestuft worden sind." Dies erleichtere die Aufgabe etwas, dennoch sei es eine "komplexe Aufgabe."
Nach der ersten Nacht seit Ende des Stromausfalls sind dem Betreiber keine Probleme bekannt. "Die Leitungen, die wir in Betrieb genommen haben, funktionieren einwandfrei. Der Betrieb ist weiterhin gesichert", sagte Beuster.
"Kriminelle Energie" würde immer Wege finden
Im RBB-Inforadio erläuterte Beuster, dass das Berliner Stromnetz mehr als 35.000 Kilometer lang sei. "Davon sind 99 Prozent unterirdisch." Diese Leitungen seien nicht zu sehen und damit sehr gut geschützt. Er erklärte weiter, dass oberirdische Leitungen wie die betroffenen in Johannestal nur noch selten vorkämen. Der langfristige Plan sei, diese auch durch Erdkabel zu ersetzen. "Das hilft genauso wie der Ausbau und die Modernisierung, das Netz sicherer zu machen", erklärte Beuster.
Vollständige Sicherheit könne es jedoch nicht geben. "Ich sage mal so: Wer kriminelle Energie hat, wird immer Wege suchen und sicherlich auch finden." Der aktuelle Vorfall sei aber ein Anlass, die Bemühungen um mehr Sicherheit zu verstärken: "Wir schauen noch mal genau, was sind die Punkte und was muss man da tun."
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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