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Berlin

Berlin: "Präsenz auf der Straße erhöhen" – Rechtsextreme nähern sich an


Rechtsextreme nähern sich an
"Sie wollen die Präsenz auf der Straße erhöhen"


08.10.2025Lesedauer: 3 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:250726-911-005759Vergrößern des Bildes
Rechtsextreme Gruppierung "Deutsche Jugend Voran" (DJV) beim Protest gegen den Christopher Street Day (CSD): Die Gruppe nähert sich in Berlin der früheren NPD an. (Quelle: Bernd von Jutrczenka)
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Eine rechtsextreme Jugendgruppe und die NPD-Nachfolgepartei kooperieren in Berlin zunehmend. Warum das so ist und wie gefährlich das sein kann.

Jung, militant und aktionsorientiert – so inszenieren sich die Mitglieder der rechtsextremen Berliner Jugendgruppe "Deutsche Jugend Voran" (DJV) auf ihren Kanälen in den sozialen Medien. In den vergangenen Wochen und Monaten traten sie zunehmend mit Akteuren von "Die Heimat" auf, der Nachfolgepartei der rechtsextremen NPD. Beide Gruppen wollen aus dem möglichen Zusammenschluss Vorteile ziehen – mit Folgen für die Szene.

Stephan Kuhlmann von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) beobachtet die Entwicklung bereits seit dem Sommer dieses Jahres. Vor allem Mitglieder von "Die Heimat" würden laut Kuhlmann die Annäherung vorantreiben. Eine wichtige Schnittstelle ist der frühere stellvertretende Berliner NPD-Landesvorsitzende Oliver N. Er habe sich 2025 mehreren Versammlungen der DJV angeschlossen.

"Die Heimat" will ihre "Präsenz auf der Straße erhöhen"

Kuhlmann sagt weiter: "Oliver N. ist hier die relevante Person, die offenbar sehr proaktiv den Kontakt gesucht hat." Die Partei verfolge mit der Annäherung mehrere Ziele. Zum einen wolle sie "Nachwuchskräfte rekrutieren". Die Partei sei strukturell "überaltert und wenig aktionsfähig", so Kuhlmann. Mit der Annäherung "wollen sie wieder sichtbarer werden und ihre Präsenz auf der Straße erhöhen".

Zudem existiere die eigene Jugendorganisation der Partei seit 2020 in Berlin höchstens noch auf dem Papier. Die Strukturen der "Jungen Nationalisten" (JN), die in anderen Bundesländern noch aktiv sind, liegen in Berlin brach, vor allem weil sich ein Großteil ihrer Mitglieder der rechtsextremen Kleinstpartei "Der Dritte Weg" angeschlossen hat.

DJV tritt im klassischen "90er-Jahre Skinhead-Look" auf

Die DJV zeichne sich dagegen durch ein "hohes Maß an Aktionismus aus". Laut Kuhlmann ist die DJV sehr präsent in den sozialen Medien und ermöglicht dadurch einen "niedrigschwelligen Einstieg". Die rechtsextreme Jugendgruppe sei jedoch ideologisch noch nicht so gefestigt wie andere Gruppen und trete teilweise im klassischen "90er-Jahre Skinhead-Look" auf, sagt Kuhlmann.

DJV könnte vom "Wissen der Partei profitieren"

Auch die Jugendgruppe kann Vorteile aus der Annäherung ziehen. Demnach könne sie dadurch "auf eine Infrastruktur, technische Ressourcen und Orte zurückgreifen", über die die Partei "Die Heimat" verfügt. So nutzte bereits jüngst die DJV die Parteizentrale in Berlin-Köpenick für ein sogenanntes "Anwärtertreffen".

Die Mitglieder der DJV könnten die Möglichkeiten der Partei nutzen, um sich zu organisieren und eigene Veranstaltungen durchzuführen. Zudem "können sie von dem Wissen der Partei profitieren und werden mit Material ausgestattet", so das Berliner Register, das rechtsextreme Vorfälle in Berlin dokumentiert.

Inhaftierung von DJV-Anführer sorgte "für einen Dämpfer"

Zuletzt allerdings musste der DJV einige Niederlagen einstecken. Ihr Anführer, Julian M., sitzt seit einigen Wochen im Gefängnis. Ein Gericht hatte den damals 24-Jährigen wegen mehrerer gewalttätiger Angriffe auf Andersdenkende verurteilt. Als er seine Haftstrafe antrat, versammelte sich eine Handvoll seiner Unterstützer vor dem Gefängnis, darunter auch Oliver N. Auf einem Banner stand "Free Julian".

Zudem hatte es mehrfach Durchsuchungen bei DJV-Mitgliedern gegeben. Diese beiden Entwicklungen hätten bei der Gruppierung für "einen Dämpfer gesorgt", sagt Stephan Kuhlmann von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin weiter. Bislang sei nicht absehbar, ob die Führungsrolle von einer anderen Person übernommen wird.

Zusammenschluss nicht absehbar

Die Beratungsstelle habe aber beobachten können, dass die "Mobilisierungsstärke extrem abgenommen hat". Zwei Aufrufen der DJV zu Versammlungen in Döbeln und Bautzen folgten laut Kuhlmann nur eine Handvoll Rechtsextremer aus Berlin.

Laut Kuhlmann sei bis jetzt nicht absehbar, ob sich die Partei "Die Heimat" und die DJV zusammenschließen werden. "Die Entwicklung steht noch ganz am Anfang", sagt der Experte. Allerdings könnte nach Angaben des Berliner Registers ein Zusammenschluss weitreichende Folgen haben. Der Zugang zu den Räumen und Ressourcen könnte die Organisation und Durchführung von Aktionen vereinfachen.

Verwendete Quellen
  • Beiträge der DJV auf Instagram
  • berlin.de. Mitteilung der Staatsanwaltschaft vom 30. September 2025

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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