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Berlin

Berlin: Fußballplatz auf dem Wasser an der Rummelsburger Bucht – geht das?


Fußballplatz in der Rummelsburger Bucht?
"Wir wollen ja nicht auf dem Mond bauen"

Von t-online, pmi

Aktualisiert am 10.10.2025Lesedauer: 3 Min.
Mit diesem KI-Modell stellt die Führung von Victoria Friedrichshain ihren Mitgliedern gerade den "Wasserplan" vor.Vergrößern des Bildes
Mit diesem KI-Modell stellt die Führung von Victoria Friedrichshain ihren Mitgliedern gerade den "Wasserplan" vor. (Quelle: privat/t-online)
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Eingehegt zwischen Wohnbebauung und Wasser, kann der Stralauer Bezirksligist BSV Victoria nicht wachsen. Oder doch? Die Vereinsführung hat eine Idee, und die ist weniger verrückt, als sie klingt.

Victoria Friedrichshain boomt. Sechs Herrenteams, eine Damenmannschaft sowie ganze 25 Nachwuchstruppen drängeln sich auf dem Stralauer Kunstrasenplatz zwischen Kleingartenanlage und der Thalia-Grundschule. Den Trainingsplan setzen Vereinsführung und Jugendleitung schon jetzt wie ein kompliziertes Puzzle zusammen. Gut 150 Kinder stehen auf der Warteliste des Bezirksligisten. Stralau zieht, obwohl ein teures Pflaster, junge Familien wie ein Magnet an.

Robert Kiesel, Vorsitzender des Vereins, schildert t-online das Dilemma: "Uns geht es darum, eine zusätzliche Fläche zu schaffen, auf der wir dann vorrangig Kindern und Jugendlichen ermöglichen, Fußball zu spielen. Wir wollen all den Familien eine sportliche Heimat bieten, die ihre Kinder händeringend und verzweifelt bei Victoria anzumelden versuchen". Aber, so weiß er nicht erst seit gestern, auf der Insel ist kein Platz mehr: "Auf Stralau wird das nicht funktionieren."

An Stralau beißen sich Tetris-Spieler die Zähne aus

Denn: An der Halbinsel könnte sich der beste Tetris-Spieler die Zähne ausbeißen. Auf einem knappen Quadratkilometer leben mehr als 5.000 Menschen. Unbebaute Flächen gibt es kaum noch. Lediglich die Grundschule, der Friedhof rund um die Dorfkirche und ein paar letzte geschützte Grünflächen widerstehen noch der Besiedlung. Für einen zweiten Platz ist auf der Insel schlicht kein Platz. Kiesel: "Die einzige Potenzialfläche ist der Rummelsburger See."

Vom Mittelkreis des bestehenden Sportplatzes ist die Lösung sichtbar, die sie sich bei Victoria ausgedacht haben und deren Machbarkeit sie jetzt überprüfen wollen. Ein schwimmendes Fußballfeld auf der Bucht könnte dem aufstrebenden Verein den Raum geben, den er braucht, um weiter wachsen zu können.

"Alles andere ist aussichtlslos"

Die Idee stammt aus dem Verein selbst. Frustriert über den Platzmangel auf Stralau und die schmalen Trainingskapazitäten erwähnte einer der Jugendtrainer des Vereins die Möglichkeit, einfach aufs Wasser auszuweichen. Victoria-Boss Robert Kiesel erinnert sich: "Da haben wir uns natürlich mächtig auf die Schenkel geklopft und darüber geschmunzelt." In hundert Jahren werde das nicht passieren, war er damals überzeugt. "Aber im Laufe der Zeit und mit jedem Gespräch, das wir mit Bezirk, Fußballverband und allen Beteiligten über unsere Platznot geführt haben, rückte diese scheinbar verrückte Idee mehr ins Blickfeld. Alles andere ist völlig aussichtslos".

Was nach einer Schnapsidee klingt, gibt oder gab es anderswo bereits. Auf der thailändischen Insel Koh Panyee wuchs bereits vor fast 40 Jahren aus einem fußballbegeisterten Fischerdorf heraus ein schwimmender Bolzplatz. Inspiriert von der WM 1986 in Spanien bauten die Bewohner aus Holz und Gummimatten ein Fußballfeld auf dem Wasser, das zur Touristenattraktion wurde.

In Singapur wurde das Marina Bay Floating Stadium als Fußballarena konzipiert, dient heute aber als Veranstaltungsort für Events aller Art. Die Plattform ist 120 Meter lang und mehr als 80 Meter breit. Sie trägt mehr als 1000 Tonnen – die Tribüne an Land bietet 30.000 Menschen Platz.

Victoria würde es freilich auch eine Nummer kleiner reichen. Das Vorbild für die Bonsai-Version schwamm auf dem Main. Am Rande der Frankfurter Fanmeile zur Heim-EM 2024 ließen die Veranstalter einen Bolzplatz zu Wasser. Fußballfans konnten mit Blick auf die Skyline und dem Main unter ihren Füßen dribbeln und kicken. Das ist in etwa die Dimension, die sich Victoria vorstellen könnte.

Diese Beispiele haben den Victorianern Mut gemacht. "Am Ende des Tages sind wir jetzt an dem Punkt, wo wir sagen: Was soll's, probieren wir das einfach mal! Wir wollen ja keinen Platz auf dem Mond bauen“, lacht Robert Kiesel. Ambitioniert ist das Projekt dennoch und Victoria-Chef Robert Kiesel weiß, dass der Verein es nicht alleine stemmen kann. Er legt trotzdem Wert auf die Feststellung, dass es keinerlei Forderungen in Richtung Senat und Stadt gibt: "Wir haben eine innovative Idee, die der blanken Platznot auf Stralau und im Bezirk geschuldet ist." Kiesel versteht sie als Angebot, denn ohne öffentliche Gelder werde es nicht gehen: "Am Ende profitieren von der Umsetzung der Idee alle Beteiligten, das ist Fakt."

Die Partnersuche hat begonnen

Kiesel will wie beim Bau des Vereinsheims Partner suchen, mit denen das schwimmende Fußballfeld gemeinsam realisiert werden kann. Eine siebenstellige Summe wird dafür nötig sein, so die erste grobe Schätzung. Aber es gibt nicht nur die finanzielle Herausforderung, sondern auch technische und bürokratische. Die Rummelsburger Bucht ist als Arm der Spree eine Bundeswasserstraße. Stralau gehört zu Friedrichshain-Kreuzberg, doch ab der Mitte des Gewässers ist Lichtenberg zuständig. Victorias Heimatbezirk gibt sich jedenfalls offen und will den Verein bei der Antragstellung unterstützen. "Eine Insel - ein Verein" heißt das Motto von Victoria. Wenn der Traum wahr würde, wären es künftig zwei Inseln, eine große und eine kleine.

Verwendete Quellen
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