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Berlin

Anna R.: Neues Album von Berliner Rosenstolz-Sängerin erscheint posthum


Erinnerung an Anna R.
Die letzten Lieder einer starken Stimme

t-online, dpa, Julia Kilian

12.10.2025Lesedauer: 3 Min.
Anna R. bei einem Auftritt (Archivbild): Am 10. Oktober ist das letzte Soloalbum der verstorbenen Rosenstolz-Sängerin erschienen.Vergrößern des Bildes
Anna R. bei einem Auftritt (Archivbild): Am 10. Oktober ist das letzte Soloalbum der verstorbenen Rosenstolz-Sängerin erschienen. (Quelle: IMAGO/Matthias Wehnert)
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Kurz vor ihrem Tod arbeitete Anna R. an einem neuen Album. Ein Freund erzählt, wie sich diese Lieder für ihn anfühlen – und was er an der Rosenstolz-Sängerin so geliebt hat.

Die Nachricht war ein großer Schock: Als Rosenstolz-Sängerin Anna R. im März 2025 starb, konnten es viele Fans kaum glauben. Musiker Manne Uhlig (54), ein enger Freund, sagt: "Ich war in völliger Schockstarre, konnte damit erstmal gar nicht umgehen." Denn noch kurz zuvor hatten beide gemeinsam an einem neuen Album gearbeitet.

Jetzt, mehr als ein halbes Jahr später, erscheint das Werk posthum: "Mut zur Liebe" wurde am Freitag (10. Oktober) veröffentlicht – die letzten Songs einer außergewöhnlichen Stimme.

"Wir waren voller Vorfreude"

Nur wenige Wochen vor ihrem Tod war Anna R. noch bei Uhlig im Berliner Studio. "Wir waren voller Vorfreude, das Album fertigzustellen, Interviews zu geben und auf Tour zu gehen." Der plötzliche Tod der 55-Jährigen traf auch ihn völlig unvorbereitet.

Die Anteilnahme war groß. Fans legten Blumen, Briefe, Kerzen und Stofftiere vor dem Berliner Theater des Westens nieder. Die Sängerin, geboren in Ost-Berlin, hatte mit Peter Plate das Duo Rosenstolz ("Liebe ist alles") gebildet und erst spät eine Solokarriere unter eigenem Namen gestartet.

Fragt man Uhlig, was für eine Frau sie war, erinnert er sich an gemeinsames Lachen, ans Albernsein, an ihre Ironie. "Diese Berliner Schnauze, die sie hatte, mit so einer Offenheit und Direktheit", erzählt er. Das sei nie verletzend gewesen, sondern habe Charme und Humor gehabt.

Freund beschreibt, was an Anna R. so liebenswert war

"Sie hatte einfach ihre eigene Art, die ich sehr geliebt und sehr geschätzt habe. Und war ein Mensch, auf den ich mich immer verlassen konnte. Treu zu allen, die mit ihr gearbeitet haben." Wie man sie in Erinnerung behalten solle? Als "reife, mutige, selbstbewusste und doch zugleich an sich zweifelnde Berliner Punk-Pop-Maus. Einfach eine coole Person."

Nach Annas Tod hätten ihre Eltern das unfertige Album zur Sprache gebracht, sagt Uhlig. Er habe darin den Wunsch gespürt, dass die Sängerin gewollt hätte, dass die Lieder erscheinen. Das sei für ihn der Anstoß gewesen, sich in die Arbeit zu stürzen. Bis zuletzt waren sie mitten im kreativen Prozess.

Anna R.: Letztes Album erscheint mit zehn neuen Songs

Wäre Anna R. nicht gestorben, hätte das Album vielleicht noch ein, zwei Songs mehr bekommen. Jetzt sind es zehn. Den Auftakt macht der Titeltrack "Mut zur Liebe" – ein Aufruf, sich verletzlicher zu zeigen, im Privaten wie im gesellschaftlichen Miteinander.

"Können wir uns nicht mehr begegnen, voller Neugier, voller Fragen, ohne Angst uns zu blamieren?", heißt es im Text. "Lasst uns sagen, was wir denken, was wir fühlen oder möchten, und einander akzeptieren. Dann können wir nicht verlieren." Der Song ruft zu mehr Menschlichkeit und Wärme auf – auch in Zeiten hitziger Online-Debatten.

Anna R. war es wichtig, solche Entwicklungen anzusprechen. "Dass niemand vergessen wird in der Gesellschaft, dass alle eigentlich friedvoll und liebevoll miteinander umgehen – das war ihr Wunsch", sagt Uhlig.

Anna R.s letztes Album dreht sich auch um den Tod

Das Album kreist oft ums Abschiednehmen, um Verlust und Tod – mal traurig, mal spielerisch inszeniert. Nach ihrem eigenen Tod wirken manche Songs fast gespenstisch.

"Es ist völlig klar, dass man sich in dem Alter – ich bin in demselben Alter – auch mit dem Tod beschäftigt, weil er einfach näher kommt, weil Freunde oder Familie sterben", sagt Uhlig. Dass man die Lieder nun anders höre, könne er gut verstehen – sei aber bei keinem Song die ursprüngliche Motivation gewesen.

"Als würde man noch einmal von ihr in den Arm genommen"

Uhlig ist überzeugt, dass Anna R. sehr stolz auf das Album gewesen wäre. Besonders bei einem Stück wie "Ach wie schön kann Liebe sein", das sie alleine geschrieben und sparsam im Chanson-Stil aufgenommen habe. "Das sind solche Perlen." Zwei Gedenkkonzerte in Berlin sind geplant.

"Wir hoffen, dass das Album auch eine tröstende Wirkung hat", sagt der Musiker. Das kenne er selbst gut: "Manchmal kann ich es emotional nicht ertragen oder dann rollen auch Tränen, dann habe ich Gänsehaut. Und manchmal ist es aber total schön und tröstend und so, als würde man noch einmal von ihr in den Arm genommen, wenn ihre Stimme erklingt. Und ich hoffe, dass es so auch ihren Fans geht."

Verwendete Quellen
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
Transparenzhinweis

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